Als gebürtiger Lüdinghäuser und Diplom Ingenieur der Landschafts- und Freiraumplanung interessiert mich das Thema "Regionale 2016" natürlich von Haus aus. Mit großem Interesse habe ich die Pressemitteilungen zu den bisherigen Ideen und Planungsansätzen verfolgt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es im Zuge der Regionale 2016 besonders wichtig ist, auf die vielseitige und spannende Geschichte der Kulturlandschaft im Projektraum Bezug zu nehmen.
Wie schon in der Analyse und Ideenphase festgestellt wurde, muss in irgendeiner Art und Weise die "Geschichtlichkeit" des Ortes in Form einer landschaftlichen Gestaltung und Planung verdeutlicht werden.
Die wichtigen Strukturelemente unseres Ortes liegen auf der Hand. Die Burg Lüdinghausen, der Stadtkern und natürlich die Burg Vischering. Es gilt diese Bausteine zu untersuchen und zu sortieren.
Besonders wichtig erscheint mir die Verzahnung von Burg Lüdinghausen mit dem Stadtkern, denn diese Einheit muss als Kontrast zur Geschichte der Burg Vischering positioniert werden. Die Gründe dafür sollen nun erläutert werden.
Der Kontrast zwischen diesen beiden landschaftlichen Parteien bedingt sich in einem historischen Konflikt. Dieser Streit bestand darin, dass die Münsteraner Lehnsherren den Steuerzahlungen der Lüdinghäuser schon immer misstrauten, natürlich im Bezug auf eine korrekte Angabe dieser. Man hatte also den Verdacht, dass weniger gezahlt wurde, als gezahlt werden konnte. Steuerhinterziehung!
Um die geschichtlichen Gegebenheiten besser verstehen zu können, muss man die historische Situation noch etwas verdeutlichen, denn zu jener Zeit war Münster viel weiter entfernt als heute. Natürlich nicht in Kilometern gemessen, sondern in Bezug auf die Reisegeschwindigkeit und die Beschaffenheit der Wege. Mitten in einer wilden Auenlandschaft gelegen, war Münster, je nach Witterung, Tagesmärsche weit weg und es gab keine Möglichkeit für die Münsteraner schnell und präzise Macht auf die rebellierenden Lüdinghäuser auszuüben.
Das Misstrauen der Münsteraner Lehnsherren gipfelte letztlich darin, eine eigene Dependance in Lüdinghausen zu gründen. Aus diesem Grund wurde die Burg Vischering erbaut und mit den Loyalen der Münsteraner Herren bemannt. Vischering als Kontrollorgan der Münsteraner mitten im Münsterland.
Die Lüdinghäuser ließen sich nicht abschrecken und errichteten deshalb weitere Wall- und Befestigungsanlagen, die natürlich besonders stark in Richtung Vischering ausgeprägt waren. Der Erfolg, so sagt man, war auf Seiten der Lüdinghäuser, nicht bei den Münsteranern.
Aus dieser Sachlage ergibt sich logischer Weise eine Sortierung in zwei unterschiedliche Einheiten.
Aus dieser Sachlage ergibt sich logischer Weise eine Sortierung in zwei unterschiedliche Einheiten.
Auf der folgende Karte, wurden die Einheiten A (Vischering) und B (Burg Lüdinghausen und Stadtkern) verortet. Die genaue Abgrenzung muss noch mit Hilfe der Überlagerung von historischen und gegenwärtigen Karten vorgenommen werden. Aber schon dieser grobe Entwurf zeigt die ungefähren Einflussbereiche der historischen Konkurrenten in Lüdinghausen.
Regionale 2016 in Lüdinghausen auf einer größeren Karte anzeigen
Auch im Jahre 2012 spielen verschiedene Faktoren bei der Planung in Lüdinghausen eine Rolle.
Wirtschaft, Tourismus, Denkmalschutz und Naturschutz kollidieren mit den Ansprüchen von Privatpersonen und Interessengemeinschaften.
Eine verantwortungsvolle Planung ist deshalb von besonderer Wichtigkeit und ermöglicht im besten Fall einen Konsens zwischen den verschiedenen Parteien. Es geht um innovative Lösungen, die möglichst vielen, am besten allen Projektteilnehmern die erhofften Vorteile für ihre Interessen verschaffen und so im Idealfall weitere Ansprüche synergetisch bevorteilt.
Eine Ausschüttung von Fördermitteln im Rahmen der Regionale 2016 bietet also die Möglichkeit die Landschaft um Lüdinghausen und Vischering nachhaltig und zielgerichtet so zu optimieren.
Eine Chance für Stadt und Region, wichtige Fragen von Vorrang und Anteil in der Planung müssen gerade deshalb eingehend und möglichst objektiv diskutiert werden.
Mit freundliche Grüßen
Dipl.-Ing. Philipp Preiser
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